Rolf A. Kluenter

Kunst im Forum

Sonderausstellung {{Zeit der Buddhas}}

Sonderausstellung zur Sonnenfinsternis
"Rahu - Total Eclipse II" - Rolf A. Kluenter
28. Juli bis 15. August 1999

Kaum einie Ausstellung des Linden-Museums hätte besser mit der Sonnenfinsternis am 11. August korrespondieren können als die Ausstellung "Zeit der Buddhas". Nach indischer Tradition ist es die dämonische Macht Rahu, die für kurze Zeit die Sonne (oder den Mond) verschlingen kann. In personifizierter Form tritt Rahu als riesengroßer Kopf ohne Leib oder - wie eine meisterhafte tibetische Malerei dei Ausstellung zeigt - mit einem von Augen und großem Rachen besetzten Schlangenleib auf.

Diese mythologische Ikonographie setzt sich in den esoterischen Lehren des Vajrayana-Buddhismus fort. Dem makrokosmischen Verschlungenwerden von Sonne oder Mond wird der mikrokosmische Aspekt gegenübergestellt, der die Vereinigung von Sonne und Mond im Moment der Sonnenfinsternis betont: Begrifflich steht Rahu hierfür den mystischen und subtilen Zentralkanal, der entlang der Wirbelsäule verläuft. Rechts und links davon befinden sich die Sonnen-und Mondkanäle mit ihren je spezifischen Energien. Gelingt es in der Meditation einem Yogi, seine roten, warmen Sonnen - und seine kalten, weißen Mondenergien im Zertralkanal zu vereinigen, gründet er die Basis für die Erleuchtung innerhalb eines Lebens.

Die Auseinandersetzung mit kosmologischen Ereignissen und ihrer Bedeutung in der asiatischen Mythologie ist bereits in den früheren Arbeiten von Rolf A. Kluenter leitmotivisch aufzuspüren. Anläßlich einer im asiatisch-pazifischen Raum sichtbaren Sonnenfinsternis im vergangenen Jahr schuf er die Installation "Rahu - Total Eclipse 1", wobei er dieses Ereignis als Metapher, als Mittel eines westöstlichen Dialogs einsetzte. Bei "Rahu - Total Eclipse 2" steht das Parallel-Moment im Vordergrund. Die Installation im eingegrenzten, faßbaren Raum - der Galerie oder dem Mikrokosmos - steht das konkrete, kosmische Ereignis, das datierbare Naturschauspiel, der Makrokosmos gegenüber. Die erweiterte, für die Ausstellung "Zeit der Buddhas" geschaffene Installation besteht aus groß- und kleiformatigen, bereits bei der Herstellung schwarz eingefärbten Bütten, archaisch in ihrer bewußt rauh gehaltenen Struktur. Die Arbeiten sind so im Raum angeordnet, dass Spannungsfelder und Dialoge entstehen. Erst mit dem bewußten Durchschreiten und Umgehen der Arbeiten verbinden sich die Fragmente und Einzelpositionen zu einem Ganzen, zu einer Einheit. Nur dabei kann auch die Malerei, teilweise verborgen, wahrgenommen werden. Die polaren Sonnen - und Mondkräfte, Licht und Schatten, Wärme und Kälte werden thematisiert und bilden den Kern einer essentiellen Lebenserfahrung, die Makro - und Mikrokosmos verbindet.